Kennst du diesen Satz (so sinngemäß)? Oft fällt so ein Spruch im Zusammenhang mit Ein-Instrument-Lernen oder Eine-Sportart-wählen - bestimmt auch noch bei anderen Dingen. Hast du dir schon so Sätze anhören müssen, wie "Entscheide dich endlich mal für eine Sache und zieh es durch" oder "Du musst doch mal an etwas dranbleiben, nicht gleich aufgeben"... oder noch schlimmer, in deinem Beisein über dich sagen hören "Er gibt schnell auf" oder "Sie muss doch mal wissen, was sie will, aber die Entscheidungsfreudigste war sie noch nie" oder "Sie nimmt einfach keine Sache richtig ernst"?
Wer bestimmt, wie lange du an einer Sache dranbleiben solltest? Wer bestimmt, für das wievielte Instrument, das du ausprobiert, du dich entscheiden musst oder für die wievielte Sportart, in die du hineinschnupperst?
Wenn jemand Klamotten braucht und verschiedene Sachen begutachtet und beim Anprobieren feststellt: "Steht mir nicht", "Gefällt mir nicht" (vornehmlich weibliche Personen) - kommt ein freundlicher Begleiter dann auf die Idee zu sagen: "Du musst dich aber mal für was entscheiden, sonst wird das nie was"? Oder sagt er vielleicht "Du wirst schon noch das Richtige für dich finden" oder "Die Mode ist grad nicht so deins, oder?"
"Ich muss mich doch drin wohl fühlen!", "Es muss doch zu mir passen!"
Wenn deine Familie umziehen will und ein Haus oder eine Wohnung sucht und nach der zweiten, dritten, vierten Besichtigung dankend ablehnt, würdest du da auf die Idee kommen zu sagen "Mama, Papa, ihr müsst euch mal endlich entscheiden, das geht so nicht, man kann doch nicht von einem zum nächsten springen" - das käme dir vermutlich nicht in den Sinn, denn ihr wollt euch doch wohl fühlen, euch ist doch dies und das wichtig, was erfüllt werden soll. Es braucht doch seine Zeit, bis das Richtige oder Passende gefunden ist.
Na, bei den Beispielen ist das ja wohl klar! Aber wenn es ums Lernen geht, muss ich doch zielstrebig sein und endlich mal an was dranbleiben, sonst lerne ich ja nie was!
Dayna Martin schreibt etwas sehr Schönes in ihrem Buch Die Freie Familie ...oder die Freiheit über Leben und Lernen selbst zu bestimmen:
Aus meiner Sicht geht es im Leben darum, den Kindern ein großes "Büffet" der Möglichkeiten und Aktivitäten zum Lernen anzubieten. Sie greifen mit Freude dort zu, wo sie sich angesprochen fühlen. Es gibt keinerlei Nachteile, wenn Kurse nicht mehr besucht oder Projekte eingestellt werden. Im Leben besteht reine, authentische Freiheit ohne Schuld, Zwang oder Scham - authentische Wahlfreiheit, ohne Vorbedingungen.
Stell dir vor, du stehst vor einem riesigen, bunten Büffet an fremdartigen Speisen. Wieviele musst du kosten, um deine Lieblingspeise zu finden oder um sagen zu können, "jetzt habe ich genug probiert"? Wie viele willst du kosten? - Stell dir vor, nach der dritten Speise sagt jemand "Also, jetzt reichts, du darfst jetzt nur noch DAS essen!"
Vielleicht magst du erstmal von mehreren Sachen kleine Häppchen auf deinen Teller tun, bis du entscheidest, von einer Sache viel zu nehmen. - Stell dir vor, jemand packt deinen Teller voll und sagt "Also, das musst du jetzt aufessen, vorher gibt's nix anderes!" oder "Das musst du ab heute jeden Tag essen - und zwar eine halbe Stunde täglich!"
Vielleicht magst du erstmal von mehreren Sachen kleine Häppchen auf deinen Teller tun, bis du entscheidest, von einer Sache viel zu nehmen. - Stell dir vor, jemand packt deinen Teller voll und sagt "Also, das musst du jetzt aufessen, vorher gibt's nix anderes!" oder "Das musst du ab heute jeden Tag essen - und zwar eine halbe Stunde täglich!"
Wieso klingt das für uns so absurd? Beim Thema Lernen klingt es so selbstverständlich. "Du musst aber...", "Du solltest aber... sonst wird das nix!", "Man muss doch... auch mal... endlich...".
Wie entscheidest du? Wessen Ansprüchen willst du genügen? Wie sind deine Ansprüche? Vielleicht findest du schon beim ersten Bissen dein Leibgericht und willst nur noch das - dann würdest du vielleicht auch alles dafür tun, um herauszufinden, woraus es gemacht ist, um alle Zutaten zu besorgen und um zu lernen, wie man es zubereitet - wie man es perfekt zubereitet. Vielleicht willst du dich noch nicht festlegen (und wahrscheinlich willst du dich schon gar nicht festlegen lassen). Vielleicht ist es dir wichtig, selbst zu entscheiden, es selbst herausfinden zu dürfen, "nein" sagen zu dürfen, damit du von Herzen "ja" sagen kannst. Finde es heraus!Wir leben schließlich nicht gemäß der Ansprüche, die andere setzen und brauchen demnach nicht "beenden, was wir einmal begonnen" haben. Davon abgesehen beenden wir tatsächlich, was wir einmal angefangen haben, aber gemäß unserer eigenen Maßstäbe. Wir sind mit einer Sache fertig, wenn wir es entscheiden. (Dayna Martin)
Viel Spaß beim Entdecken der Welt mit ihren vielen Möglichkeiten!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen