Das Schicksal
Schule hat einen Anfang und ein Ende... und eine lange Zeit dazwischen...
- Ein Drama in drei Akten -
- Ein Drama in drei Akten -
Natürlich sind
die Kinder die Opfer.
Aber sie sind es nur, solange die Täter glauben, sie täten etwas Gutes,
Aber sie sind es nur, solange die Täter glauben, sie täten etwas Gutes,
und solange die
Opfer glauben, sie müßten es sich gefallen lassen.
Verstehen Sie?
- Aus: Musterkind - Tagebuch eines minderjährigen Menschen von Ekkehard von Braunmühl -
Verstehen Sie?
- Aus: Musterkind - Tagebuch eines minderjährigen Menschen von Ekkehard von Braunmühl -
3. Akt
Eine Geschichte
vom Ende
- Würden junge Menschen aus der Fremdbestimmung ausbrechen? -
„Wie viele Stimmen brauchen wir noch, um ernst genommen zu werden?“ Wir wollen ernst genommen werden!
Aber: Was genau wollen wir eigentlich?
Ein faires Abitur, ja! Das ist das Mindeste, was man nach 8 Jahren Versuchskaninchen erwarten kann, oder? Nein: nach 12 oder 13 Jahren Versuchskaninchen (oder gar noch mehr?)!
Aber wollen wirklich eine zweite Chance, um fremdbewertet zu werden? Könnte ein Versuchskaninchen auf die Idee kommen, dass es noch mehr gibt, was es fordern könnte – nachdem ihm von klein auf beigebracht wurde:
- „Andere bestimmen den Maßstab, an dem beurteilt wird, ob Du gut oder schlecht bist!“
- „Andere beurteilen Deine Leistung, nicht Du!“
- „Dein Schicksal hängt von dem Urteil anderer ab, davon, wie sie Dich sehen – Du hast Dich zu fügen!“
Dazu müssten wir grundsätzliche
Fragen stellen: Wollen wir Versuchskaninchen sein? Müssen/sollten/dürfen wir
überhaupt Versuchskaninchen sein?
Versuchskaninchen für unklare, unverständliche und unlösbare Abituraufgaben?
Zeigen uns denn solche Pannen
wirklich nur das Scheitern eines Zentralabiturs? Na klar könnten wir denken,
das Abi müsse wieder anders sein, vorher war‘s besser – oder so ähnlich. Könnte
das Drama des pannenreichen Zentralabis aber nicht die Chance sein,
einmal etwas ganz Anderes zu tun oder zu erkennen:
Warum stellen wir eigentlich nicht einmal grundsätzlich infrage, wieso unsere Zukunft überhaupt von dieser Prüfung abhängen soll? Wieso sie vom Urteil anderer abhängen soll?Und was sagt eigentlich dieses Urteil aus über die einzigartige Person, die DU bist? Was sagt es aus über die selbstbestimmte, wissbegierige, kreative Persönlichkeit, die Du ... schlimmstenfalls mal warst bzw. hoffentlich heute noch bist?
Manche Menschen – vielleicht auch Du
selbst – gehen davon aus, dass Deine Abschlussnote Deine Intelligenz
wiederspiegelt. Dies ist selbstverständlich nicht der Fall! Sie sagt nichts
über Deinen Wert! Sie sagt nichts über Deine Intelligenz! Sie sagt nichts
darüber aus, ob Du in der Lage bist, etwas herauszufinden oder Dir Fähigkeiten
und Wissen anzueignen über Dinge, die Du brauchst und die Dich interessieren.
Sie sagt nichts darüber, ob Du die Beständigkeit besitzt, etwas Durchzuziehen
wofür Du Dich begeisterst. Sie sagt nichts darüber, ob Du aus Deinen
Erfahrungen und „Fehlern“ lernst. Sie sagt nichts über die Einzigartigkeit
Deines Menschseins und über Deine Fähigkeit, Dich zu bilden!
Es ist ein Mythos, dass eine Note (ein Schulabschluss!) widerspiegelt, was
Du wirklich kannst!
Und dass ein guter Schulabschluss
gute Berufschancen garantiert, ist entweder eine veraltete Information auf dem
Stand des letzten Jahrtausends oder eine große Lüge!
Wusstest Du, dass die Menschen vor
langer Zeit einmal glaubten, die Erde sei eine Scheibe?
Für sie war sie eine Scheibe,
solange sie dies glaubten. Aber: War sie eine Scheibe, weil sie daran
glaubten? Obwohl der Vergleich hinkt, ist es mit
Noten nicht anders:
Obwohl kein einziges
(!) vernünftiges Argument, welches die Lernpsychologie, die Hirnforschung oder
die Verhaltensforschung liefert, für Noten (und die damit verbundene
Fremdbewertung, das Abhängigmachen) spricht; und obwohl alle Überlegungen, die
sich um die Würde und Selbstbestimmtheit des Menschen drehen, gegen ein
derartiges Prüfungssystem sprechen (und weiter noch: genaugenommen gegen unser
ganzes Schulsystem!) ist es noch immer nicht abgeschafft worden. Und dies,
obwohl seit Jahrzehnten kritischste Diskussionen darum geführt werden! Mit
ziemlicher Sicherheit wird es auch in den nächsten Jahrzehnten von oben her nicht
abgeschafft werden.
Aber – und nun bringe
ich einen viel besseren Vergleich, als den mit der Erdscheibe – es gab schon
seit jeher Menschengruppen, die sich über andere erhoben, sie zu beherrschen
versuchten und dachten, sie seien klüger, besser, fähiger ... aber, dies
funktionierte nur solange, wie die, die beherrscht werden sollten, dies auch glaubten!
Noten haben nur solange
Macht über Dich, wie Du daran glaubst! Wenn Du ihnen diese Macht nicht mehr
gibst, werden sie bedeutungslos!
„Die hat gut Reden“,
denkst Du nun? Vielleicht hat sie das, weil sie das Ganze schon hinter sich
(gelassen) hat ... Es ändert dennoch nichts an der Tatsache, dass es so ist (ob
Du willst oder nicht, auch wenn Dir jemand anderes weismachen will): Es ist immer
Deine Entscheidung, wem oder was Du Macht über Dich gibst (das liegt schon
allein in der Natur unseres Organismus)!
Stell Dir vor, die
ganzen protestierenden Menschen in NRW (waren es nicht Tausende?) hätten
gesagt: „Moment mal, was soll das eigentlich? Wir machen den Scheiß nicht mehr
mit, wir gehen jetzt unseren eigenen Weg (macht Ihr doch, was ihr wollt, hihi)!“
Einst sah ich diesen Videoclip des britischen Dichters
Suli Breaks: „I will not let exam results decide my fate“
Ich werde nicht Prüfungsergebnisse über mein Schicksal entscheiden lassen!
Allein der Titel ist schon Programm und gibt Grund genug, sich das einmal ernsthaft zu überlegen ...
Als letzte Anregung hierzu möchte ich abschließend noch
die Meinung zweier Menschen teilen:
Ich unterhielt mich einmal mit einem Mann, der in
einer Firma in der Personalauswahl tätig war. Er sagte, sie wählten unter den
Bewerbungen natürlich zunächst diejenigen mit den besten Zeugnisnoten aus. Dann
mussten sie aber feststellen, dass unter diesen niemand wirklich für den Job
geeignet war, solche fanden sie eher unter denen, die gar nicht so gute
Abschlüsse hatten ... Wenn Firmen zunehmend feststellen, dass Noten kein
nützliches Auswahlkriterium sind, ist dies ein Grund mehr, die Macht zu
überdenken, die wir ihnen geben!
Zum Schluss die Worte des von mir sehr geschätzten
schul- und gesellschaftskritischen Philosophen Bertrand Stern, in dessen
Aussagen stets der Mensch selbst und seine zu achtende Würde im Mittelpunkt
stehen und der für „das Menschenrecht, frei sich zu bilden“, plädiert:
(diese Worte sprach Bertrand Stern in diesem Jahr auf einer Podiumsdiskussion - anzusehen hier ab Minute 8:00)Es ist eine merkwürdige Vorstellung in einer Demokratie, dass Subjekte sich einer staatlichen Macht oder Übermacht beugen sollten. Diese Prüfungspflicht ist völlig widersinnig und es würde reichen, mit verfassungsmäßigen Grundrechten zu sagen, eine solche Pflicht verstößt gegen die Selbstverständlichkeit des Respektes vor der Würde und der Selbstbestimmtheit der Person. Weg ist sie!Das heißt, diese Prüfungspflicht, die immer wieder genannt wird, ist eine Art Schreckgespenst, das man immer wieder bringt ... Nein! Wir widerstehen ihr! Wir sagen: „Wir machen es nicht, und wir sind die Bürger, nicht der Staat kann uns das auferlegen!“ Damit ist das Thema für mich weg.Wenn wir dann keine Prüfungspflicht des Staates haben, müssen wir selbstverständlich eine Einrichtung haben, die dafür da ist, Menschen zu qualifizieren. Ich nenn das ein öffentlich rechtliches Prüfungswesen. Da kann ich hingehen und sagen: „Liebe Leute, ich möchte gern ein Diplom haben in diesem und jenem.“ Dann sagt man mir: „Dann und dann sind die Prüfungen“, die kann ich ablegen; dann kann ich sagen „Ich bin diplomierter XY“. Wenn ich das nicht gebrauche, brauch ich es auch nicht – auch das ist wichtig!Ein Grundrecht des Menschen, der frei sich bildet! Wer soll ihn denn da prüfen? Wofür auch!?
Natürlich seid Ihr die Opfer.
Aber Ihr seid es nur, solange die Täter glauben, sie täten etwas Gutes,
und solange Ihr glaubt, Ihr müsstet es Euch
gefallen lassen.
Versteht Ihr?
Versteht Ihr?
Danke für diesen tollen Blog!!
AntwortenLöschenIch bin noch Schüler und mache mir in letzter Zeit immer öfter Gedanken über das Schulsystem und ob es sich lohnt sich dem ganzen Stress noch weiterhin auszusetzen oder sich stattdessen auf das zu konzentrieren was einen wirklich interessiert und Spaß macht.
Allerdings nehme ich den Druck sich anzupassen und "mitzuhalten" als sehr stark wahr. Vor allem als minderjährige Person ist es schwer anderer Meinung zu sein und damit auch durchzukommen, eben durch die ganzen Erwartungen der Erwachsenen.
Ich frage mich auch in wie weit es in der heutigen Gesellschaft sinnvoll ist auf "klassische" Bildungsmethoden zu verzichten bzw. schlechte Noten in Kauf zu nehmen, da es, soweit ich weiß, auch auf dem Arbeitsmarkt meist (noch) darum geht welchen Abschluss man hat und ob man in der Lage ist sich anzupassen. So gesehen hört diese Geschichte mit dem Druck und den Zwängen doch nie auf. Man steht in ständiger Konkurrenz zu seinen Mitmenschen. Aber ohne Arbeit verdient man auch kein Geld und ohne Geld kann man nicht (über-)leben. Also wo anfangen?
Kurz gesagt: Es ist ein ewiger Konflikt zwischen sich selbst treu bleiben und erfolgreich/angesehen in der Gesellschaft zu sein.
In dem Sinne nochmals ein großes Lob an den Blog, der wirklich interessante Gedanken darlegt und zum Nachdenken anregt. Es ist schön zu wissen dass es auch Menschen gibt die nicht alles einfach hinnehmen, sondern Schülern Mut machen und sie darin bestärken ihren natürlichen Begabungen und Interessen nachzugehen, anstatt sich zu einer funktionierenden "Lernmaschine" machen zu lassen.