Sonntag, 16. Oktober 2011

Was ist der Unterschied zwischen einem "Freilerner" und einem Schulschwänzer?

Zuerst einmal zwei Gemeinsamkeiten:
Beide sind junge Menschen, die nicht zur Schule gehen.
Beide folgen ihrer inneren Stimme, die ihnen sagt, was gut (und was nicht gut) für sie ist. Aber: der eine ist sich dessen bewusst, der andere nicht - womit wir bei den Unterschieden wären:

Der eine weiß, dass Lernen in Freiheit am besten funktioniert; der andere denkt, dass man nur in der Schule lernen kann und dass nur er es nicht hinbekommt.

Der eine findet zu Hause Anregung, Schutz, Geborgenheit und fühlt sich meist auf der ganzen Welt zuhause; der andere traut sich entweder nicht nach Hause oder nicht nach draußen und kommt vor lauter Angst und Sorge noch nicht einmal auf die Idee, dass er nun Zeit hätte, die ganze Welt zu entdecken.

Der eine weiß, dass seine Eltern ihm immer unterstützend und ermutigend zur Seite stehen und ihn auf seinem individuellen Weg begleiten; der andere hat seine Eltern nicht unbedingt auf seiner Seite, erlebt Druck oder kann ihnen vielleicht noch nicht einmal von seinen Sorgen oder seinem schulfreien Dasein erzählen.

Der eine ist selbstbewusst, weiß, was er kann, und lernt, was und wann er will; der andere fühlt sich als Versager, dumm und schlecht.

Der eine fühlt sich frei; der andere fühlt sich gefangen.
Oder: Der eine fühlt sich frei und genießt diese Freiheit; der andere fühlt sich frei, hat aber ein schlechtes Gewissen, weil er denkt, diese Freiheit sei falsch.
Oder: Der eine fühlt sich frei; der andere fühlt sich vogelfrei?

Der eine geht tagtäglich seinen Interessen nach; der andere ist hauptsächlich damit beschäftigt, sich zu verstecken und sein Doppelleben zu tarnen.

Der eine lebt sein Leben; der andere hat das Gefühl, sich sein Leben zu versauen.

Der eine hat noch nie in seinem Leben die Lust am Lernen verloren oder hat sie (glücklicherweise) wiedergewonnen; der andere hat keine Lust zu Lernen, denn ihm ist die Lust gründlich vergangen, ihm ist sie verdorben worden.

Der eine fühlt sich von seinen Mitmenschen akzeptiert, wertgeschätzt und unterstützt; der andere fühlt sich wertlos und allein.

Der eine weiß, dass er ständig etwas lernt (und hat Freude daran); der andere denkt, er lernt gar nichts (und ist unglücklich darüber).

Der eine fühlt sich von seinen Mitmenschen akzeptiert, wertgeschätzt, respektiert und erlebt sie als Bereicherung; der andere ist auf der Flucht vor Mobbing, Gewalt, Zwang und/oder Langeweile.

Der eine wählt, mit welchen Menschen er sich umgeben will; der andere flieht vor Menschen, mit denen er tagtäglich zusammen sein soll.

Der eine sieht der Zukunft gespannt und neugierig entgegen; der andere hat Angst vor der Zukunft und kann oft nachts vor Sorge nicht schlafen.

Der eine denkt, dass er den richtigen Weg geht - seinen eigenen Weg - und spürt, dass dies gut ist; der andere denkt, dass er den falschen Weg geht und hat vermutlich noch nicht darüber nachgedacht, dass er gerade auf der Suche nach seinem eigenen Weg ist und dass dies gut sein könnte.

Der eine weiß, dass er nicht allein ist und hat Kontakt zu Gleichgesinnten; der andere weiß, dass es Gleichgesinnte gibt, fühlt sich aber sehr allein.

Der eine lebt - und zwar im Hier und Jetzt; der andere entflieht der Vorbereitung auf ein Leben, das irgendwann einmal beginnen soll.



Beide sind junge Menschen, die ein Recht darauf haben, ihr eigenes Leben zu leben und nicht das, welches andere ihnen vorschreiben.

Beide haben ein Recht darauf, in einer Umgebung zu leben,
in der sie ihr Potenzial entdecken und entfalten können,
in der sie frei sind von Gewalt, Zwang und Anpassungsdruck,
in der sie in Freiheit ihren Interessen nachgehen und selbst Entscheidungen treffen können und
in der sie Fehler machen dürfen, ohne Angst zu haben, bewertet, beurteilt, bestraft, ausgelacht oder ausgegrenzt zu werden.

Oder etwa nicht?

Der eine weiß das und hat Unterstützung von Erwachsenen, die diese Rechte schützen; der andere weiß das nicht und selbst wenn er es ahnt, hat er meist niemanden, der ihm hilft seine Rechte zu schützen.

Es gibt noch viel mehr Unterschiede und Gemeinsamkeiten...


Ist das bei uns Menschen auch so?

19 Kommentare:

  1. teresa eigenmacht5. Mai 2013 um 08:25

    Es war einmal ein 15jähriger Schulschwänzer, dessen größter Wunsch es war, ein richtiger Freilerner zu sein. Er stand irgendwann vor meiner Tür und es tut mir noch heute von Herzen leid, dass ich ihm - meinem Neffen - damals "nicht wirklich" dabei helfen konnte.

    Wie so oft waren sich Eltern, Schule und Jugendamt absolut einig über das, was ein junger Mensch zu tun und gefälligst zu lassen hatte. Er sollte sogar zum Zünglein an der Waage gemacht werden, als es darum ging, seinem Vater (die Eltern lebten getrennt) die "Erziehungsfähigkeit" abzusprechen, da dieser offensichtlich nich in der Lage war, den Schulbesuch seines Sohnes sicher zu stellen.

    Was für eine Last auf den Schultern des Jungen!

    In meinem Gespräch mit dem zuständigen Betreuer des Jugendamtes erfuhr ich, dass mein Neffe schon mit einem Bein in der Heimunterbringung stand, seine Eltern es nicht wünschten, dass er bei mir leben kann und diese Möglichkeit auch nur dann eine Option für das Jugendamt wäre (neben der Kostenersparnis!), wenn ich - und das schien für alle beteiligten Erwachsenen das Wichtigste überhaupt zu sein - seinen Schulbesuch sicher stellen könnte.

    Das konnte ich nicht. Sollte ich ihn etwa an mich gekettet in die Schule begleiten? Und so stieß auch ich ganz rasch an meine (in erster Linie rechtlichen) Grenzen. Mein Neffe und ich gerieten in Streit, weil ich ihn - aufgrund meiner faktisch rechtlosen Position in seiner Sache - darum bat, er möge einfach nur eine Weile in der Schule anwesend sein, um die nötige Zeit zu gewinnen, nach Lösungen zu suchen. Ich plante Helfer zu mobilisieren und/oder seine Eltern doch noch davon zu überzeugen, dass sein Wunsch legitim war. Alles half nichts. Er verweigerte sich weiterhin. Die Sache eskalierte und ich gab auf.

    Ich erlebe das immer noch so, dass ich für ihn nur eine weitere Erwachsene war, deren Unfähigkeit er ausbaden musste. Das ist so und daran ändern auch all die vielen Gründe nichts, die ich persönlich als Entschuldigung für mein Scheitern anführen kann.

    "Die Erwachsenen haben es einfach nicht drauf!", pflegt ein von mir hochgeschätzter Psychologe in solchen Situationen zu sagen und damit hat er vollkomme Recht. Das habe ich meinem Neffen auch später so gesagt und mich bei ihm entschuldigt und mein Bedauern darüber ausgedrückt, dass ich es damals (noch!) nicht "drauf" hatte.

    Warum ich das alles hier erzähle?

    Mir ist wichtig zu beschreiben, dass es in meiner Wahrnehmung noch eine bedeutende Kategorie zwischen "Feilerner" und "Schulschwänzer" gibt und Erwachsene dafür Sorge tragen sollten, dass zumindest dieses Stadium, das ich als das des "wissenden Schulschwänzers" bezeichne, erreicht werden kann, um schweren Schaden von einem Schulschwänzer fernzuhalten. Auch wird er auf diese Weise nicht selbst später zu einem Erwachsenen, der seine Kinder zu etwas zwingen muss, weil er den eigenen Schmerz darüber, dass er gedemütigt und gezwungen wurde, nicht spüren darf und daher verdrängen muss.

    Alle, die sich dem System Schule verweigern, sollen die Möglichkeit erhalten zu wissen - so meine Meinung -, dass sie mit ihren Gefühlen vollkommen "richtig" liegen.

    "Ihr seid näher bei Euch selbst als diejenigen, denen man ihre ureigenen Bedürfnisse verbietet und die sich daran auch halten!" möchte ich den Verweigerern zurufen.

    Und so konnte ich meinem Neffen zwar nicht das "Freilernen" ermöglichen, aber er wurde mit meiner Unterstützung zu einem "wissenden Schulschwänzer".

    "Ist doch kein Unterschied!" wird vielleicht der ein oder andere einwerfen.
    "Doch!" behaupte ich und sogar ein gravierender. Die Verantwortung kommt so endlich an den Platz, wo sie auch hingehört!

    Eltern, Schule und Jugendamt behaupteten, mein Neffe sei "schuld", dass es ihnen (und ihm selbst) nicht gut geht und sie eine Menge mehr an "Erziehungsarbeit" leisten müssen, weil er sich in unzulässiger Weise dem "System Schule" verweigert.



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  2. teresa eigenmacht5. Mai 2013 um 08:31

    ...Fortsetzung

    Ich aber weiß, dass all diese Leute Erfüllungsgehilfen dieses Systems und damit de facto "schuld" sind, dass die Grundrechte meines Neffen aufs Gröbste verletzt wurden und ein Schüler dies wohl aufgrund der gängigen Rechtspraxis leider auch im Jahre 2013 manchmal noch aushalten muss.

    Nun aber weiß mein Neffe das auch!

    Allerdings bedurfte es, aufgrund seines sehr verständlichen Misstrauens (auch seiner Tante gegenüber), zuvor ein wenig "prominenter" Unterstützung, bis auch er spüren "durfte", dass er mit seiner Flucht aus der Institution Schule richtig lag...

    Dazu zeigte ich ihm eine kleine Ansammlung von Zitaten, einstmals zusammengestellt von Prof. Kurt Singer (1929-2009). Gerne veröffentliche ich diese auch hier im Blog, damit möglichst viele „Schulschwänzer" davon erfahren. So können diejenigen, denen es leider (noch) nicht gelingt "Freilerner" zu werden, zumindest zu "wissenden Schulschwänzern" zu werden.

    Von da ab sind sie dann nicht mehr "Falsche" im "Richtigen", sondern "Richtige" im "Falschen"!

    Michael:
    Die Schule war die schlimmste Zeit meines Lebens. (Michael Ende)

    Heinrich:
    Das Aufgerufenwerden war eine Zeremonie, vor der ich zitterte, meine ganze Schulzeit lang. Und ich schleppte all die Jahre die Fünf hinter mir her, wie ein Sträfling die schwere Kugel an seinen Füßen. (Heinrich Böll)

    Günter:
    Lehrergestalten hatten sich raumgreifend in meinen Träumen breit gemacht. Meine Schulzeit war prägend für mich. Narben blieben, die geheilt noch juckten. Gerüche hielten sich, gegen die kein Lüften half. (Günter Grass)

    Thomas:
    Ich ging in die Schule wie zum Schafott. Zitternd ging ich hinein, weinend trat ich wieder heraus. (Thomas Bernhard)

    Hermann:
    Unsere Lehrer forderten Tugenden von uns, die sie selbst nicht hatten. An mir hat die Schule viel kaputt gemacht, mich herabgesetzt, mich erniedrigt (Hermann Hesse)

    Janosch:
    Das Schlimmste, was ich erlebt habe, war die Schule. Wenn ich das noch einmal erleben müsste, würde ich lieber sterben. Ich will schon allein deshalb keine Kinder haben, weil sie in die Schule gehen müssten. (Horst Eckert alias Janosch)

    Quelle: http://www.prof-kurt-singer.de/vortraege7.htm

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    1. Liebe Teresa,
      danke für Deine tollen Beiträge! Du sprichst so wesentliche Punkte an. Einen Satz möchte ich gern noch einmal hervorheben, da er sinngemäß das darstellt was meine Hauptmotivation darstellte, diesen Blog zu gründen:

      "Alle, die sich dem System Schule verweigern, sollen die Möglichkeit erhalten zu wissen, dass sie mit ihren Gefühlen vollkommen richtig liegen."

      Ja, die Verantwortung soll endlich an den Platz, wo sie auch hingehört! Und das ist ein ganz großes Thema.

      Die Idee, prominente Zitate zu sammeln, hatte ich auch schon, denn es ist wirklich beeindruckend. Am meisten erschüttert mich die Aussage von Janosch. In dem Wissen, dass er mit einer so drastischen Aussage gewiss nicht allein ist, frage ich mich immer wieder: Wann erkennen wir endlich, was so offensichtlich ist?

      Danke!

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  3. teresa eigenmacht10. Juni 2013 um 09:31

    Hier wohnen die wilden Kerle!

    Liebe FranKlin,

    vielen Dank für Deine freundliche Rückmeldung zu meinen Kommentaren, die ja auch nur deshalb und in dieser Form hier einfließen, weil ich mein Denken und Fühlen ebenso in Deinen Artikeln wiederfinde und ich den Entstehungsgedanken zu diesem Blog für außerordentlich wertvoll halte. Denn die Informationen müssen bereitgestellt werden - so meine Meinung - damit eine Orientierung durch das Kennen von pro und contra überhaupt erst ermöglicht werden kann. Und so schließt dieser Blog für den jungen Menschen eine Lücke im Informationssystem "rund um die Schulpflicht".

    Aus aktuellem Anlass:

    Heute, am 10. Juni 2013, würdigt Google den 85. Geburtstag von Maurice Sendak mit einem Google-Doodle. Sendak war Kinderbuchautor und Illustrator und wird den meisten durch sein berühmtestes Werk, "Wo die wilden Kerle wohnen", bekannt sein.

    Den Wikipedia-Artikel zu seiner Person halte ich für lesenswert. Folgende Auszüge hieraus erschienen mir für eine Veröffentlichung hier im Blog besonders geeignet, um auf diese Weise die Sammlung von prominenten Personen zu erweitern, die alleine deshalb schon unter der Institution Schule gelitten haben, weil es Menschen sind/waren, die bereits sehr früh in ihrem Leben "ihr Ding" im Kopf hatten und das auch (gegen zum Teil erhelbliche Widerstände!) durchgezogen haben:

    "...Von frühester Kindheit an wollte Maurice Sendak Buchillustrator werden. Als ein schwächliches und kränkelndes Kind blieb er oft zu Hause, seine Schwester brachte ihm daher Abenteuerbücher von der Bibliothek mit. Schon als Sechsjähriger zeichnete er mit seinem fünf Jahre älteren Bruder Jack sein erstes Kinderbuch. Im Alter von zwölf Jahren entschied er sich, Zeichner zu werden, nachdem er den Zeichentrickfilm Fantasia (1940) der Walt Disney Studios gesehen hatte. Den Schulunterricht hasste er. ..."

    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Maurice_Sendak


    Original-Zitate (Quellen: s. Wikipedia)

    "Es sollte mehr ernsthafte Bücher für Kinder geben. Es ist erniedrigend für ein Kind, wenn man so schreibt wie für einen Idioten. Ich glaube, man kann alles für Kinder schreiben, viel freier als für Erwachsene, denen man zu viele Lügen erzählen muss.“

    „Die Kindheit ist ein schrecklicher Zustand. Man kann sich nicht wehren. Es ist immer ein Wunder, dass wir überleben und erwachsen werden.“



    Und wer sich nach dem 10.06.2013 noch einmal das tolle Google-Doodle zu Maurice Sendak anschauen möchte, findet das im folgendem Archiv:

    http://www.google.com/doodles/finder/2013/All%20doodles


    Vielleicht magst Du, liebe FranKlin, deine ursprüngliche Idee, berühmten Schulverweigerern/-kritikern hier im Blog eine eigenen Platz einzuräumen, doch noch umsetzen. Ich glaube, dass das sehr beeindruckend wäre, wenn da mal einiges an "Material" zusammengetragen würde. Beeindruckend für Schulverweigerer, aber sicher auch für die Befürworter der Schulpflicht...






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    1. Sehr geehrte FranKlin, sehr geehrte Teresa,

      da fällt mir doch spontan Albert Einstein ein. Das er mit der Schule auf "Kriegsfuss" stand, ist allgemein bekannt. Unter der Überschrift "Einstein als Schulrebell" habe ich auf der Internetseite des rbb folgendes gefunden:

      www.rbb-online.de/ozon/archiv/beitraege/einstein_als_schulrebell.html

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    2. Lieber Matti! Lieben Dank für Deine Beiträge hier! Ich freu mich immer sehr, wenn Menschen Kommentare hinterlassen - leider viel zu selten. Ist das ein Zeichen, dass der Blog zu unbekannt ist? Oder ein Zeichen der Zustimmung? Oder des Desinteresses? Man weiß es nicht... Danke jedenfalls! Mit lieben Grüßen, FranKlin

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    3. teresa eigenmacht16. Oktober 2013 um 00:58

      Sehr geehrter Matti,

      leider ist es im www mittlerweile häufig so, dass Inhalte entfernt werden und das Befolgen eines Links nur noch zu einer Fehlermeldung führt. Das habe ich auch mit Bedauern festgestellt, als ich Deinem spannenden Beitrag zu Albert Einstein lesen wollte.

      Nun habe ein wenig rumgetrixt und ihn scheinbar doch noch gefunden - hoffe ich jedenfalls...

      Mo 15.10.2012 | 22:15 | OZON unterwegs
      - Einstein als Schulrebell

      Geistesgrößen waren oft schlechte Schüler. Denn sie interessierten sich weniger für Fakten und vorgekautes Wissen, sondern suchten Antworten auf eigene Fragen. Leonardo da Vinci schaffte nicht einmal vier Klassen, Albert Einstein hasste Auswendiglernen und brach die Schule ab, bevor er dann später seine Relativitätstheorie entwickelte.

      Die Geschichte der Wissenschaft belegt, dass nur ein Hinterfragen von scheinbar Feststehendem, das Staunen und Selbstuntersuchen von Dingen zu neuen Erkenntnissen führen.

      Manuskript:

      Lehrer:
      „Haber.“

      Haber:
      „Der Text stammt von dem Historiker Heinrich von Treitschke.“

      Kronprinz Luitpold-Gymnasium 1895 München.

      Albert Einstein langweilt sich hier bei stupider Wissensabfrage und rebelliert.

      Einstein:
      „Hochintelligente Schreiber. „

      Lehrer:
      „Ich habe sie nicht nach ihrer Meinung gefragt, sondern nach der von Treitschke.“

      Einstein:
      „Christen und Juden berufen sich beide auf das Alte Testament.“

      Lehrer:
      „Sie sollen ihn wiederholen.“

      Einstein:
      „Ich geh´ doch nicht zur Schule, um geschriebenes auswendig zu lernen und gehörtes nachzuplappern.“

      Lehrer:
      „Verlassen Sie sofort den Klassenraum.“

      Albert Einsteins Schulfreund, der spätere Chemienobelpreisträger Fritz Haber, mahnt zur Mäßigung.

      Haber:
      „Mann Albert! Du überspannst den Bogen.“ Wenn Du hier Karriere machen willst, mußt Du dich in Deutschland in allen Belangen anpassen.“

      Einstein:
      „Mensch Fritze, wenn Du Dich anpasst, dann verbiegst Du Deinen eigenen Geist.“

      Auch Leonardo da Vinci litt in der Schule, beendete sie nach nur vier Jahren, wurde aber einer der größten Erfinder seiner Zeit. Thomas Alva Edison galt als kläglicher Schulversager, erfand später die Glühbirne. Und Fernsehpionier Manfred von Ardenne schloß weder Abitur noch Studium ab.

      Einstein:
      „Herr Dr. Degenhardt.“

      Mit fünfzehn bricht Einstein mit dem Gymnasium.

      Einstein:
      „Ich werde die Schule verlassen.“

      Einstein:
      „Ihre Art von Unterricht vermehrt nur die Dummheit, anstatt uns Schülern Spaß und Freude und Begeisterung an den Wissenschaften beizubringen. Sie haben mir anschaulich vor Augen geführt, wie man nicht mit Schutzbefohlenen umzugehen hat. Und dafür werde ich Ihnen immer dankbar sein. Guten Tag, Herr Doktor.“

      O-Ton Prof. Jürgen Renn:
      Max- Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin
      „ Wenn man diese Größen wie Einstein und andere denkt, dann weiß man, dass für sie die Beweglichkeit im Lernen, die Selbstbestimmtheit im Lernen eine große Rolle gespielt hat. Und ich glaube, dass man aus ihren Lernprozessen lernen kann über das, was an der Schule nötig ist und zwar genau diese Freiheit und diese Selbstbestimmtheit.“

      Selbstbestimmt fragt sich Einstein bereits als Vierjähriger, welche Kräfte hinter einer Kompaßnadel stecken. Völlig frei löst er als 13-jähriger den Satz des Pythagoras neu. In der Elektrofirma von Vater und Onkel staunt er über neue Phänomene seiner Zeit wie Strom und Licht. Und hinterfragt schon als Kind vieles, was von Erwachsenen als selbstverständlich hingenommen wird.

      Einstein:
      „Der elektrische Strom für die Laterne wird ja nicht in der Glühbirne hergestellt und auch nicht in dem Schalter sondern in den zwei Dynamomaschinen, die bei uns dahinten auf dem Hof stehen. Aber der Weg von den Dynamomaschinen bis zur Glühbirne ist doch viel weiter als der Weg, den das Buch von da oben bis zum Erdboden zurück gelegt hat. Und trotzdem war der Strom schneller.“

      Fortsetzung folgt...

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  4. teresa eigenmacht16. Oktober 2013 um 01:05

    ...und hier geht´s weiter...

    O-Ton Prof. Jürgen Renn:
    Max- Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin
    „Wenn man sich wundert, ist man nicht bereit, leichtgläubig zu sein, alles zu schlucken, was die Leute einem so alles vorsetzen, sondern man wird sich durch das Wundern seiner eigenen Erkenntniskraft bewußt, damit auch seiner Autonomie gegenüber der Welt und ich glaube, dass das Wundern bei Kindern auch deshalb so wichtig ist, weil sie damit auch die Freude am Erkenntnisakt verbinden.“

    Erst an der Kantonsschule Aarau in der Schweiz lernt Albert Einstein als Abiturient wieder mit Freude. Das Gerücht, dass er auch hier ein schlechter Schüler war, stimmt nicht. Denn in der Schweiz ist die Sechs eine deutsche Eins. Sein Abiturzeugnis.

    Mit nur 26 Jahren revolutioniert Einstein die bisherige Vorstellung von Raum und Zeit durch seine spezielle Relativitätstheorie. Seine unverbrauchte neue Sicht auf scheinbar längst geklärte Dinge treibt ihn an.

    „Und weil in all´ diesen Kräften die Masse eine zentrale Rolle spielt, bestimmt sie die Größe der Energie, d.h. je größer die Masse ist, desto größer ist die Energie. Da fehlt noch ein Faktor. Da fehlt noch ein Faktor. Die einzige Konstante im Universum ist Lichtgeschwindigkeit. Die Energie und die Masse und die Lichtgeschwindigkeit. Die Energie E ist gleich der Masse m mal der Lichtgeschwindigkeit c zum Quadrat.“

    O-Ton Prof. Jürgen Renn:
    Max- Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin
    „Lernen hat etwas mit Entdecken zu tun. Und Einstein ist auch an das ungeheure Wissen, was er erstmal verdauen mußte, damit er seine eigenen wirklich originelle wissenschaftlichen Erkenntnisse erzeugen konnte, ist er heran gegangen wie an einen Entdeckungsprozess.“

    Bis ins hohe Alter bewahrt sich Einstein seinen unverbrauchten Blick auf die Welt. Unter den vielen Briefen, die er täglich bekommt, schätzt er die von Kindern am meisten. Mit ihren einfach wunderbaren Fragen.

    „Sehr geehrter Herr, bitte teilen Sie mir mit, was die Zeit ist, was die Seele ist und was der Himmel.“

    „Wie sieht einer aus, der alles weiß?“

    „Sehr geehrter Prof. Einstein, können Sie mir sagen, wann die Welt untergeht?“

    O-Ton Prof. Jürgen Renn
    Max- Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin
    „So einen gewissen Grundzweifel hat er sich bewahrt und damit auch die Selbsterkenntnis, dass man Dinge erst dann weiß, wenn man sie selber untersucht hat, wenn man sie selbst hinterfragt hat. Erkenntnis ist nicht einfach das Annehmen, von etwas, was von außen kommt, was einem die Leute erzählen, sondern Erkenntnis muss man sich für sich selber erschaffen.“

    Ein Bericht von Maren Schibilsky.
    Stand vom 15.10.2012

    Ich hoffe, das war so auch in Deinem Sinne und grüße Dich herzlich
    teresa eigenmacht

    PS: Der Vollständigkeit halber hier die Quellenangabe
    http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:aBzVWyt59ywJ:www.rbb-online.de/ozon/archiv/beitraege/einstein_als_schulrebell.html+&cd=1&hl=de&ct=clnk&gl=de&client=firefox-a

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  5. teresa eigenmacht16. Oktober 2013 um 02:33

    Liebe FranKlin,

    in Deinem derzeit aktuellsten Blogbeitrag vom 29.09.2013 "Wer entscheidet über Dein Schicksal? Wer bestimmt über Dein Leben?", des Dramas 3. Akt, verweist Du auf einen Youtube-Beitrag vom Fest der Bildung in St. Pölten. Auch ich möchte hieraus (allerdings Teil 3, Minute 24:25) etwas zitieren. Es ist das - wie ich finde - sehr knackige Schluss-Statement dieser Podiumsdiskussion von Bertrand Stern und lautet:

    "Der Wandel wird kommen, wenn ihre Tochter/ ihr Sohn Ihnen unmissverständlich verkündet: Ich will da nicht hin!"

    Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=ZHzieT9ABCE


    Doch wie muss, oder besser, wie KANN ein ganz junger Mensch seinen Eltern unmissverständlich(!) zu verstehen geben "Da will ich nicht hin!" ?

    Du beginnst Deinen Untertitel mit den Worten "Das Schicksal Schule hat einen Anfang..." und genau um diesen Anfang geht es ja bereits. Während für die einen Eltern erst aktive Schulverweigerung, seelische und/oder körperliche Reaktionen ein unmissverständliches Zeichen darstellen, genügt anderen schon ein deutliches "Nein", sofern der Sohn/die Tochter das so klar für sich formulieren kann. Und dann gibt es noch andere Hinweise. Die ganz stillen... Die kann man aber nur deuten, wenn man sich noch an die eigenen Gefühle von Angst und Hilflosigkeit erinnern und es auch noch weh tun darf. Reinhard Mey tut genau das, als er am ersten Schultag seines Sohnes die kleine, kindliche, heiße Faust in seiner Hand spürt und er dieses "unmissverständliche" Erleben zum Anlass nimmt, hierüber ein Lied zu schreiben. Denn "das Schicksal der Schule hat ja einen Anfang..."

    Faust in der Hand
    von Reinhard Mey

    http://www.youtube.com/watch?v=2tghanr3GYI

    Ein sehr passendes Lied zur Einschulungsfeier, wie ich finde... und wer weiß...wahrscheinlich hat auch so manche Träne, die an einem solchen Tag offen geweint, verschämt verdrückt oder komplett heruntergeschluckt wird, in den hier beschriebenen Gefühlen ihren Ursprung...


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    1. Liebe Teresa,

      der von Dir zitierte entscheidende Satz von Bertrand Stern ist nicht der einzige Wichtige - das ganze Statement an der von Dir genannten Stelle hat es in sich!

      Eben danach habe ich erst gestern eine Mutter gefragt, was sie sagen und tun würde, wenn ihr Sohn es genau so formulierte... die Antwort stimmte mich traurig und nachdenklich und auch wütend. Ich werde dazu etwas Längeres schreiben müssen (denn kurz geht in diesem Fall nicht), genau über das, was Du ansprichst - und interessanterweise sprichst Du es gerade JETZT an, Koinzidenzen gibt es manchmal!

      Du fragst zurecht:
      "Doch wie muss, oder besser, wie KANN ein ganz junger Mensch seinen Eltern unmissverständlich(!) zu verstehen geben "Da will ich nicht hin!" ?"

      Ich frage mal so herum: Wie kann ein Mensch einem anderen etwas zu verstehen geben, was dieser nicht sehen, nicht hören, nicht verstehen WILL (getreu dem Motto: wer nicht kann, der will nicht)?

      Wenn ich weiß, dass ein "Nein" nicht erlaubt, keine Option ist, dann muss ich schon sehr stark sein, es trotzdem zu sagen. Und dann? Wenn ich nicht stark genug bin, sagt es mein Körper... und dann?

      Was nützt es, wenn das Nein zwar gesehen wird, die einzige Antwort darauf aber lautet: "Du musst aber trotzdem. Weil es so ist."

      Wo sind die Menschen, die dieses Nein nicht nur hören, sondern es respektieren UND darüberhinaus bereit sind, die Konsequenzen daraus zu ziehen?

      Verrat am selbst oder Integrität, das ist hier die Frage...

      Danke, Teresa!

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  6. In dem Artikel und den Kommentaren ist an Worten schon alles gesagt, was man zu diesem Thema an Argumenten, Fragen und Anregungen nennen kann. Ich liebe jedoch die Kürze und muss daher sagen, dass das Bild super ist. Wie war das doch gleich: "..manchmal sagt ein Bild mehr als tausend Worte.." Wie wahr es kommt nur darauf an in der richtigen Schachtel zu sitzen. Jetzt könnten wir eigentlich eine Diskussion über Schule und Glück beginnen - oder?

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    1. Lieber Schueler, danke für Deinen Kommentar. Deine zuletzt gestellte Frage möchte ich gern mit einer Frage beantworten: Was sind denn Deine Gedanken zu Schule und Glück? Hast Du Lust, die Diskussion damit zu beginnen?
      Ganz lieben und neugierigen Gruß
      Franklin

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    2. Vielleicht werden hier einige Antworten zu 'Schule & Glück' gegeben - von SchülerInnen:
      während 'Schultopia', der ersten von bayerischen SchülerInnen komplett selbst organisierten und gestalteten'TraumSchulWoche' vom 28.3.-1.4.2016 in Erlangen, unter dem Motto:
      "Schule in Deinen Händen" !

      Pressekonferenz ist am 30.3. nachmittags.
      Dort sind auch nicht eingeladene Erwachsene willkommen ! ;-)
      Infos: www.schultopia.de

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  7. Ich bin Schülerin und bin ja mit der 9. Klasse fertig und bin jetzt seit nach den Sommerferien auf einer Berufsschule.. für 1 Jahr um dort mein hauptschulabschluss zu machen ich möchte ihn ja auch haben aber in ich möchte da einfach nicht mehr hin die klasse ist mir zu groß.. und alles ist dort doof habe auch schon parmal geschwänzt und habe schon die 2. Mahnung bekommen und bei der 3. Mahnung müssen meine Eltern Zahlen:( und ich möchte ja auch kein Stress Zuhause machen und so.. aber ich will da einfach nicht mehr hin; ( und ich habe im Internet etwas mit einer Fehrnschule gelessen das man da den hauptschulabschluss auch Zuhause machen kann das wäre viel besser für mich!! Und der hauptschulabschluss ist mir ja auch sehr wichtig und ich weiß auch das ich ihn schaffen kann. Aber das beste wäre für mich wie gesagt die fehrnschule.. weil ich weiß ja was das beste für mich ist!! Aber meine Eltern können das nicht zahlen das Arbeitsamt zahlt das bestimmt nicht und die schule würde das bestimmt nicht erlauben das ich meinen hauptschulabschluss mit der fehrnschule machen kann ohman weiß einfach nicht mehr weiter! ; (

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    1. Liebe Karo Sunny,

      wenn Du magst, frag mal bei "Kern-Bildung - Bildungsberatung und -begleitung" um Rat - das sind zwei wirklich sehr nette Menschen, das Ehepaar Karen und Matthias Kern, die junge Menschen unterstützen, die ohne den herkömmlichen Schulbesuch Abschlüsse machen wollen. Sie haben sehr viel wertvolles Wissen und Erfahrung, die sie gerne teilen. Ihre Internetseite ist www.kern-bildung.de; Mail: info@kern-bildung.de. Sag ruhig, dass Du die Empfehlung auf meiner Seite bekommen hast. Viel Glück!

      Und wenn Du noch mehr Fragen hast, schreib mir gern eine Mail (Adresse unter "Kontakt") - ich würde mich auch über Deine Rückmeldung zu Deinen Erfahrungen sehr freuen.

      Liebe Grüße
      Franklin

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  9. Als ich diesen Beitrag gelesen hab, hab ich mich richtig angesprochen gefühlt. Da ich glaube das ich Momentan in einer sehr kritischen Situationen bin und nicht wirklich weiß was später auf mich zukommen wird. Ich bin in der 10. Klasse und hab vor mein Abitur zu erzielen aber mit meiner jetztigen Einstellungen glaub ich dass es sehr schwer sein wird. Aber ich hab echt das gefühl das ich niemanden hab mit dem ich reden kann. Ich hab mich schon selbst informiert über homeschooling aber das ist in Deutschland leider nicht erlaubt und meine Eltern schreien mich immer an wenn ich versuche ihnen alles zu erklären.

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    1. Wenn Du Rat oder Unterstützung oder jemanden zum reden brauchst, schreib mich gern an...

      Wusstest Du, dass es auch andere Wege zum Abitur gibt, als die Schule durchzuziehen? Schau mal unter http://www.kern-bildung.de/ oder http://www.septembertreffen.de/index.php/die-treffen, dort findest Du Hinweise auf Menschen, die Dir vielleicht auch Rat und Informationen geben können. Oder gib mal bei Google "Esra Reichert" ein. Er ist jemand, der Abitur gemacht hat, nachdem er einige Jahre zuvor mit der Schule aufgehört hat. Es geht jedenfalls auch anders, das wissen viele nicht. Die meisten denken, es gebe nur einen einzigen Weg...

      Alles Liebe!

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  10. Mich nervt die Schule ebenfalls und ich wäre gerne ein Freilerner. 'der eine' aber das geht von meinen Eltern aus nicht

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Gedanken einer "Schulhasserin"

"Als ich noch zur Schule ging, wurde ich oft gefragt, ob es mir gefiele. Manchmal sagte ich ja, manchmal nein. Allerdings dachte ich...